Der Totenschädel – 12.1.2007

Ich war etwa fünf Jahre alt, da erhielt die Steinbock-Apotheke in Chur eine Kartonschachtel von einem Basler Chemiebetrieb zugeschickt. Sie war mit zwei Schädeln bestückt; der eine war tierischer, der andere menschlicher Art.

Der Menschenschädel war ziemlich alt, und die Schädeldecke war abgetrennt

Der Unterkiefer fehlte. Nach einer anfänglichen Scheu, die mich davon abhielt, ihn anzufassen, wurde ich mutiger. Bis ich ihn schliesslich an eine Schnur knüpfte, um ihn scheppernd hinter mir her zu ziehen. So konnte ich der ganzen Welt beweisen, dass ich den Tod nicht fürchtete.

Dieser Schädel war vermutlich auch der Grund dafür, dass ich Fasnacht feierte, indem ich jeweils die Wände im fensterlosen Gang, der mir als Spielzimmer diente, mit Scherenschnitten von Schädeln tapezierte, die ich aus altem Zeitungs- papier schnitt.

Fasnacht war meine grösste Anregung für Aktivitäten aller Art.

Die Nationalzeitung brachte drei Tage lang Fotos und Texte von der Basler Fasnacht.

Mein Vater, Doppelbürger von Basel-Stadt und Nesslau, machte mich ebenfalls zum Basler, und ich fühlte mich dazu verpflichtet, dies gebührend zu feiern.
I<< << < Seite 2 von 7 > >> >>I